Der Hase, mit totem Auge und Knickohr bereits im Begriff, das irdische Sein abzustreifen, wird von Charon, dem Fährmann, über den Styx gerudert. Dessen freundliches Gesicht spielt auf das Erlösungsmotiv des Jenseits in der christlichen Mythologie an.
Gut zu sehen ist ebenfalls, wie das farbenfrohe Diesseits aus grünen, gelben und braunen Punkten, angedeuteten Pflanzen und fruchtbarem Boden in neblig-graues, verschwommenes Jenseits am anderen Ufer des Styx übergeht.
Gleichsam bricht der Verfall über beide Welten herein. Der nur vorübergehend vom Chaos geschiedene Kosmos wird ins Nichts hinabgerissen, ein neuer Anfang kündigt sich an - ein Seitenbezug auf die antike Theogonie Hesiods.
Schließlich steht aber doch das Wesen im Mittelpunkt, auch wenn es vom tosenden Niedergang - noch zögerlich - erfasst wird. Darin klingt der Anthropozentrismus der Moderne an, und gleichzeitig wird dem Drängen nach Individualismus die Glückseligkeit der Zweisamkeit dialektisch gegenübergestellt.
Also ich finde es absolut erstaunlich, wieviel philosophisches Grundwissen in ein belanglos erscheinendes Wandbildchen gepackt wurde - und das auch noch kindgerecht aufbereitet. Damals war der Pisa-Schock wohl noch weit entfernt...
03.04.2008 09:48
lox
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Wobei --- mir fällt gerade auf, dass das Boot eigentlich verkehrt herum fährt, der Fährmann also gleichsam die Toten aus dem Jenseits wieder herüberbringt. Sollte das gar eine Anspielung auf das jüngste Gericht sein? Eine Drohung, dass der hingenommene Niedergang von Beelitz eine Sünde ist und wir alle verdammt sind?
Fragen über Fragen...
03.04.2008 09:57
Dat Ei
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Aber liegt da nicht...
eine Fehleinschätzung eines kleinen, aber wichtigen Details vor, die Deine Schlußfolgerung und Interpratation ad absurdum führt, Lutz? Der Kahn bewegt sich m.E. vom Grauen in das Grüne und nicht umgekehrt. Der Bug des Kahns ist rechts, die Sitzposition und -haltung sprechen auch eher für ein Rudern von links nach rechts. Damit geht es nicht vom "grünen Jetzt" Richtung Styx, sondern vom "grauen Jetzt" Richtung Paradies.
Dat Ei
03.04.2008 10:04
lox
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Registriert seit: 12.09.2007 Kommentare: 59
Nun ja, vielleicht rudert Charon ja so herum, damit der Passagier immer das diesseitige Ufer im Blick hat und sich nicht fürchtet. Wissen kann man es nicht! :)
